[ Diese Seite jemandem empfehlen ]

Ten

Zehn Begegnungen in einem Auto

Kinostart: 10.07.2003

Eine Iranerin ist in Teheran mit dem Auto unterwegs. Die Kamera filmt das, was im Innern des Autos passiert. In langen Einstellungen, die nur durch wenig Schnitte unterbrochen werden, ist die Kamera wechselweise auf den Beifahrer- oder den Fahrersitz gerichtet. Dort finden zwischen der Fahrerin und ihren Mitfahrern zehn Begegnungen der verschiedensten Art statt. Nacheinander nimmt die Iranerin ihren Sohn Amin und ein paar Frauen ein Stück mit auf ihrem Weg durch das Verkehrschaos auf den Straßen Teherans. So fährt sie Amin ins Schwimmbad, trifft ihre Schwester, nimmt eine Freundin ein Stück mit und unterhält sich während der Fahrt mit einigen fremden Frauen. Es entwickeln sich Gespräche und Diskussionen über Erziehung, Glauben, Liebe, Schuld, Frauenrechte und Verantwortung. Jede der Frauen steht vor einer bestimmten Herausforderung in ihrem Leben. Alle versuchen ihren eigenen Weg zu gehen und stoßen dabei auf Grenzen in diesem von Männern dominierten streng islamischen Land.
Die Hauptfigur ist eine ungewöhnliche Frau, die für ihre Rechte kämpft. So setzt sie mit allen Mitteln ihre Scheidung vor Gericht durch und lebt jetzt mit einem anderen Mann zusammen. Sie ist als Fotografin viel unterwegs und lebt das Leben, für das sie sich bewusst entschieden hat, mit allen Konsequenzen. Eine dieser Konsequenzen ist, dass sie sich von ihrem 7-jährigen Sohn Amin als Egoistin beschimpfen lassen muss. Amin wirft ihr vor sich mehr um ihre Arbeit als um ihn zu kümmern. Auch kann und will er die Scheidung nicht akzeptieren. Da helfen auch keine Erklärungen und Rechtfertigungen seitens der Mutter. Ganz im Gegenteil: Amin ist furchtbar genervt vom ewigen Diskutieren mit ihr und hält sich bei einem erneuten Wortschwall seiner Mutter demonstrativ die Ohren zu. Er wünscht sich sehnlichst bei seinem Vater leben zu können, wo er wenigstens seine Ruhe hätte.
Dieser außergewöhnliche Film des iranischen Regisseurs Abbas Kiarostami enthält sowohl Dokumentarfilm- als auch Spielfilmelemente. Kiarostami schafft es mit einfachen Mitteln einen großartigen und mutigen Film zu drehen. "Ten" ist ein emotionaler Film, der abseits von gängigen Klischees über den Iran, eine andere Sichtweise auf dieses Land und speziell auf die Frauen, die dort leben, möglich macht. Die widersprüchliche Vielfältigkeit der iranischen Gesellschaft wird in den Bildern und Dialogen des Films eindrucksvoll eingefangen.       (jri)
Ein Film von Abbas Kiarostami
Frankreich/Iran 2002, 94 Minuten, Farbe, Farsi mit deutschen Untertiteln
Darsteller: Mania Akbari, Amin Maher u.a.
Regie/Drehbuch/Kamera/Schnitt: Abbas Kiarostami
Produktion: Marin Karmitz, Abbas Kiarostami
Musik: Howard Blake