Glas

Juliane Preisler
Gäbe es kein Glas, so gäbe es dieses Buch nicht...
Sehen und gesehen werden könnte man das Thema dieses Psycho-Thrillers umschreiben. Hauptperson ist eine unbekannte Frau, die, traumatisiert von ihrer letzten Beziehung, in eine neue Wohnung einzieht. Jede Form von Liebe und Kontakt zu ihrer Umwelt ist im Keim erstickt, und so erstreckt sich ihr Leben auf das Beobachten der Nachbarwohnungen auf der anderen Seite des Hofs. Dass das offensichtlich auf Gegenseitigkeit beruht, wird ihr klar, als sie mysteriöse Telefonanrufe erhält: "Du bist so allein. Hast Du keine Angst allein zu sein?". Diese Anrufe fördern nicht nur ihre Paranoia, sondern beengen zusätzlich das klaustrophobische Verhältnis zur Außenwelt.
Die Sprache ist treibend wie das schnelle Pochen des Herzens in Panik, nervös wie unliebsame Stille und atemlos wie die Paranoia. Die Elemente erinnern an Hitchcock, das Buch lebt von der Hass-Liebe der Frau zu ihrer Außenwelt. Einerseits möchte sie alles beobachten, es schärft ihre Sinne und gibt ihrem Leben Sinn, andererseits treiben die psychopathischen Anrufe und die Gewissheit von einem Unsichtbaren beobachtet zu werden sie immer mehr in die Isolation.
Erst als ihre Beobachtungen etwas Grausames zu Tage fördern, scheint eine Erlösung, wenn auch durch Eskalation in Sicht zu sein...
Ein Meisterwerk, psychologisch durchdacht, das einem direkt die Sichtweise der Frau vermittelt.          (and)


Neuerscheinung Februar 2001
Das Buch ist im dtv-Verlag erschienen und ist über die ISBN 3-423-24239-6 zu beziehen (DM 24,00).
www.dtv.de
Glas